Es wurde lange spekuliert, wer neben Sebastian Vettel das zweite Cockpit bei der Scuderia Ferrari für die nächste Saison erhalten wird. Kimi Räikkonen hat selber bis zum Schluss darauf gehofft, seinen zum Saisonende auslaufenden Vertrag verlängern zu können. Er sei sogar bereit, so berichten italienische Medien, finanzielle Einbußen hinzunehmen, um weiter bei Ferrari fahren zu dürfen. Es sei ihm eine große Ehre, für das Team aus Maranello fahren zu dürfen.
Doch alles Hoffen hat ihm nichts genützt. Er wird in der kommenden Saison für das Schweizer Team von Peter Sauber fahren. Dort unterschrieb er nun einen Zweijahres-Vertrag. Wirklich glücklich wirkte er über den Wechsel nicht, aber Räikkonen ist Profi genug um zu wissen, wie die Regeln in der Königsklasse des Motorsports funktionieren.
Wie kam es zu dem Bruch?
So richtig warm geworden ist man in Italien nie mit dem Finnen. Selbst in seiner absoluten Blütezeit, als er mit Ferrari den letzten WM-Titel geholt hatte, waren die Tifosis nie wirklich glücklich mit ihrem Piloten. Er sei zu kühl, zu unnahbar und zeige zu wenige Emotionen, wurde Räikkonen stets vorgeworfen. Dies brachte ihm schnell den Spitznamen „Iceman“ ein, was nicht wirklich als Kompliment zu verstehen ist.
In Maranello sehnt man sich seit langem nach einem neuen Michael Schumacher. Nach einem echten Erfolgsgaranten, der Rennen und Titel in Serie gewinnt und dabei die Herzen der Ferrari-Fans höher schlagen lässt. Der Nähe zeigt, der zum Anfassen ist und trotz aller Erfolge bodenständig bleibt. Dies konnte ihnen Kimi Räikkonen nie bieten.
Auch Sebastian Vettel muss aufpassen, denn er läuft Gefahr, zu einer absoluten Nullnummer zu werden. Rennen konnte er bisher zwar gewinnen, aber die Titel fehlen. Das könnte ihm irgendwann zum Verhängnis werden, der Druck steigt auch auf ihn, nach dem Wechsel von Kimi Räikkonen zu Sauber. Sebastian bekommt nun einen neuen Teamkollegen und der strotzt vor Selbstbewusstsein.
Der Neue an Sebastians Seite ist Charles Leclerc. Gerade mal 20 Jahre jung und voller Motivation und Energie, er wird sich kaum unterordnen. Er kommt, um Rennen zu gewinnen. Hier wird Vettel ab der kommenden Saison beweisen müssen, wie gut er wirklich ist und das die in ihn gesetzten Erwartungen gerechtfertigt sind.
Kimi Räikkonen muss sich und der Motorsportwelt nichts mehr beweisen. Er kann ganz entspannt nach vorne schauen. Natürlich ist dieser Wechsel für ihn auch ein kleiner Rückschritt, aber er ist immerhin schon Weltmeister mit Ferrari geworden. Genau das müssen ihm Vettel und Leclerc erst einmal nachmachen. Das Gute für Kimi bei Sauber wird sein, er ist dort keiner Stallorder mehr unterworfen.
Kimi kann bei Sauber wieder auf Sieg fahren und muss niemandem den Vortritt lassen, was ihm stets weh tat und er es dennoch aus Loyalität seinem Arbeitgeber Ferrari gegenüber immer anstandslos getan hat. Hier kann in der kommenden Saison viel Unerwartetes geschehen, denn wie geht Vettel damit um, wenn sein neuer Teamkollege mit dem Ferrari besser und schneller unterwegs ist? Würde Vettel sich als Wasserträger für Charles Leclerc eignen?
Der Druck steigt. Das weiß auch ein Profi wie Sebastian Vettel, nichts ist für die Ewigkeit. Er muss jetzt liefern. Wenn es in diesem Jahr wieder nichts mit dem Titel wird, dann werden die Zeiten für den Heppenheimer deutlich unangenehmer und auch er wird sich dann vermehrt kritischen Fragen ausgesetzt sehen. Eine Sorge, die Räikkonen nun nicht mehr hat. Bei Sauber wird er seine Qualitäten einbringen können und relativ stressfrei seine letzten Jahre in der Königsklasse genießen.