Motocross extrem

Einmal im Jahr findet das Rennen der Rennen für die Freunde des Motocross statt. Hier wird der kleine Junge in jedem Mann geweckt. Es ist eine wahre Schlacht im Schlamm und Geröll, die dort jeden Sommer in Polen stattfindet. Das ehemalige Braunkohle-Tagebauwerk PGE, nahe der Stadt Belchatow, zieht zehntausende Fans aus ganz Europa für ein Wochenende im August an.

Der Hauptsponsor ist, wie sollte es anders sein, Red Bull. Der Brausehersteller aus Österreich, mit seinem charismatischen Chef Dietrich Mateschitz, hat es sich scheinbar zur Aufgabe gemacht, Events dieser Art auf der ganzen Welt zu unterstützen. Man mag dem Unternehmer und Milliardär Mateschitz gegenüberstehen wie man möchte, aber es ist sein Verdienst, dass es Veranstaltungen wie diese überhaupt erst gibt.

Der spektakuläre Fallschirmsprung aus dem All ist wohl eines der bekanntesten Extremsport-Projekte, die Mateschitz unterstützt hat. Aber auch viele andere kleinere und unbekanntere Rennserien und Extremsportarten werden von Red Bull großzügig gesponsert. Auch dieses Motocross-Event der Spitzenklasse ist, auch dank der Mateschitz-Euros, zu einem totalen Erfolg geworden. Preisgelder, Tribünen und Rahmenprogramm konnten dank seiner Unterstützung auf ein Niveau gehoben werden, das anderen, viel bekannteren, Rennen in nichts nachsteht.

Das Rennen war an Drama kaum zu überbieten. Hier wurden die Zuschauer dank einer perfekten Inszenierung von der ersten bis zur letzten Rennsekunde bestens unterhalten. Das Fahrerfeld bestand aus über 500 Teilnehmern, die alle gleichzeitig starteten. Der erste Rennabschnitt bestand aus einer flachen Geröllstrecke, die mit hohem Tempo gefahren werden kann. Dann folgte nach über einem Kilometer die erste Spitzkehre; wer hier gut herauskam, hatte einen wichtigen Teilerfolg errungen.

Denn nach der Spitzkehre begann sich das Fahrerfeld auseinanderzuziehen, somit gaben alle Teilnehmer auf dem ersten Geröllabschnitt mächtig Gas. Alle Fahrer wussten, dass hier die erste Vorentscheidung auf den Sieg fallen würde. Nach besagter Spitzkehre wurde der Untergrund immer schwieriger zu befahren. Jeder Teilabschnitt verlangte von den Profis ein Stückweit mehr ihres Könnens ab. Den Zuschauern wurde dadurch so einiges an spektakulären Einlagen geboten.

Es gab bei den 500 Fahrern ungefähr zwei Dutzend, denen im Vorfeld der Sieg zugetraut worden ist. Die Prognose sollte sich bewahrheiten. Das machte schon der Anfang des Rennens klar. Denn viele der 500 waren vielleicht hervorragende Einzelfahrer, aber wenn es darum geht, sich im Feld eins zu eins gegen einen anderen durchzusetzen, da trennte sich die Spreu vom Weizen.

Hier waren nur wenige Top-Fahrer in der Lage, sich radikal auf der Strecke durchzusetzen. Es war hochspannend, dies zu beobachten. Der Sieger des Tages sollte an diesem Tage aber keiner der bärenstarken Lokalmatadore sein, sondern er sollte aus Südafrika kommen. Wade Young mit der Startnummer 55 gewann das Rennen denkbar knapp. Wade war am Ende derjenige, der neben fahrerischem Geschick auch die nötigen Nerven besaß, sich gegenüber anderen Fahrern durchzusetzen.

Den Zuschauern war dies nur Recht. Denn in erster Linie wollten die aus ganz Europa angereisten Fans ein spannendes Rennen erleben. Dies wurde ihnen definitiv geboten. Die Veranstalter planen schon das Rennen für den nächsten Sommer. Die Planung ist jedes Jahr ein Glücksspiel, weil der Betreiber des Tagebaus sich nie frühzeitig festlegen will und die Veranstalter immer bis zum Schluss zappeln lässt. Es bleibt diesem hochklassigen Event sehr zu wünschen, dass es zu einer dauerhaften Institution des Motocross werden kann. Das Potenzial ist definitiv vorhanden, es gibt einen potenten Hauptsponsor, ein begeistertes Publikum und die internationalen Medien überhäufen das Rennen ebenfalls mit Lobeshymnen.